KALTER KAFFEE IN NEUER FORM

Der Produktdesigner Julian Lechner entdeckte eine neue Verwendung für den Abfall, von dem bisher jedes Jahr 20 Millionen Tonnen weggeworfen werden.

Der Morgenkaffee ist ein globales Ritual. Dass kalter Kaffee auch sinnvoll upgecycelt werden kann, beweist Julian Lechner mit seinem Unternehmen Kaffeeform. Kaffee ist nach Erdöl der meistgehandelte Rohstoff der Welt. Im vergangenen Jahr wurden etwa 145 Millionen Säcke geerntet. Das ergibt 8,7 Milliarden Tonnen. Allein im ersten Halbjahr 2016 wurden in Deutschland 609 000 Tonnen Kaffee importiert. Pro Sekunde werden 2315 Tassen Kaffee getrunken. „Kaffeesatz ist eine gigantische Rohmasse, die in Deutschland 20 Millionen Tonnen pro Jahr ausmacht.

Espressotassen aus Kaffeesatz – Recycling à la Julian Lechner

 
Zum Thema Recycling machen sich heute immer mehr Menschen bedanken: Der Durchschnitts-Kreative kommt beim Thema „Kaffeesatz + Recycling“ vielleicht auf Lösungsansätze wie natürliche Textilfarbe, Kompostdüngemittel oder Peelingzutat. Die Lösung von Julian Lechner heisst: Kaffeetassen.

Jede Erfindung braucht eine Geschichte. Manchen Erfindern kommt die Lösung unter der Dusche, im Vollrausch oder in der Kaffeepause. So war das bei Julian Lechner, als er noch in Bozen, Norditalien, studierte. Er sass in einem Café, trank Kaffee und als er über die Menge von Kaffeesatz nachdachte, die er und seine Kommilitonen wohl schon produziert hatten. Als er die Tasse ansah, aus der trank, fragte er sich: Wieso eigentlich nicht Kaffeetassen aus Kaffeesatz machen?

Über 5 Jahre hat der Design Absolvent an seiner Universität in Bozen an der Formel für das Material gearbeitet, das nicht nur wasserdicht, sondern auch spühlmaschinenfest ist. Vermischt man Kaffeesatz mit natürlichen Klebstoffen und Holzpartikeln entsteht ein neues Material, dass zu verschiedenen Objekten gegossen werden kann, wie z. Bsp. Espressotassen. Florian Lechners Kaffeeservice Kollektion ist bei Kaffeeform erhältlich.

Die Kaffeesatz-Tassen stehen herkömmlichem Geschirr in nichts nach, sie sind nur besser: extrem bruchsicher, trotzdem leicht und biologisch abbaubar. Ihr einziger Nachteil: Vor den ersten Waschgängen riechen die Tassen nach Kaffee und geben ihr Aroma auch an die eingefüllten Getränke ab. Tee sollte man – wenn überhaupt – erst nach ein paar Tassen Kaffee aus den Tassen trinken.

Das aussergewöhnliche Geschirr ist im Moment noch kein Schnäppchen. 20 Euro kostet ein einzelnes Set aus Tasse und Untertasse. Im 8er-Pack sind es nur noch 12 Euro pro Stück. „Man kann an die Preise von Porzellan rankommen“, verspricht Lechner. Im Moment hätte das gesamte Projekt aber noch einen starken Manufaktur-Charakter.